Deutsch-französischer Tag

Deutsch-französischer Tag: Tradition geht in die nächste Runde

Der Freundschaftstag zwischen diesen beiden Ländern findet jedes Jahr am 22. Januar statt. Ein Besuch bei den für die Partnerschaft Verantwortlichen.

Von Jana van Megeren

Eschweiler/Stolberg Deutschland und Frankreich feiern am Mittwoch den deutsch-französischen Tag und somit die Freundschaft der beiden Länder. Wie sieht es den in Eschweiler und Stolberg mit der deutsch-französischen Freundschaft aus?

In Stolberg kann man anstatt von einem deutsch-französischen Tag eher von einem deutsch-französischen Jahr sprechen, denn in der Stadt wird die Freundschaft das ganze Jahr über gepflegt. Die Partnerstädte Valognes und Faches-Thumesnil bilden die Basis des positiven deutsch-französischen Verhältnisses in Stolberg. Bereits seit 1989 bestehen die Städtepartnerschaften, sie sollen den Kontakt zwischen Bürgern untereinander und zwischen Schulen aus beiden Städten herstellen und unterstützen.

Die ersten Kontakte zwischen Faches-Thumesnil und Stolberg fanden bereits 1988 statt, noch bevor die offiziellen Partnerschaftsurkunden ausgetauscht wurden. Faches-Thumesnil liegt unmittelbar an der belgischen Grenze, in Nordfrankreich, und ist nur 300 Kilometer entfernt von Stolberg. Durch die geringe Entfernung hat die Partnerschaft mit Faches-Thumesnil einen entscheiden Vorteil. Ob am 1. Advent oder zu Karneval: Es sind immer wieder Tagesausflüge in die Partnerstadt möglich. Einer von vielen Gründen, warum die Partnerschaft in den vielen Jahren so erfolgreich war. Aber auch sportlich und kulturell hat die Stadt viel zu bieten. Mit einem Kulturzentrum, Museen und insgesamt 110 Vereinen mit 8000 Mitgliedern bei 17.000 Einwohnern, bietet die Stadt viele Möglichkeiten für Besichtigungen und Ausflüge. „Es geht darum, dass man aufeinander zugeht“, sagt Gisela Kopp vom Partnerschaftskomitee Faches-Thumesnil.

Vorurteile abbauen

Gerade in den Anfängen nach dem Krieg war der Kontakt sehr wichtig, um neue Freundschaften zu schließen und Vorurteile abzubauen. Am täglichen Leben teilzunehmen und die Möglichkeiten in die Familien zu gehen, war damals noch etwas Besonderes. „Früher gab es noch keine Austauschprogramme“, der Austausch und Kontakt mit anderen Menschen und Kulturen war noch um einiges schwieriger. Gerade deshalb freut sich Gisela Kopp über die vielen Freundschaften, die in den Jahren geschlossen werden konnten. Für sie ist klar: „Die Freundschaft ist das Wichtigste dabei!“. Auf die Frage, was eines der schönsten Erlebnisse war oder was ihr am meisten Spaß macht, hat Gisela Kopp keine genaue Antwort. Ob im Theater, am Rursee, im Museum oder im Spreewald, in den vergangenen Jahren gab es so viele Ausflüge, dass man keinen davon rauspicken könnte. Eine Sache ist aber auch für sie immer wieder besonders schön: „Die Freude in den Gesichtern wenn man aus dem Bus steigt“.

Ähnlich sieht es bei der Partnerschaft mit Valognes aus. Die kleine Gemeinde liegt rund 700 Kilometer entfernt von Stolberg im Département Manche in der Normandie. Damit hat die Stadt auch geschichtlich einiges zu bieten. Durch die Seelandung der verbündeten Kräfte sind die Strände der Départements Manche als Landungsstrände weltbekannt geworden. Diese historische Bedeutung spiegelt sich auch in dem Leitgedanken der Partnerschaft wider.

Der Verein Partnerschaftkomitee Stolberg-Valognes, welcher die Städtepartnerschaft pflegt, handelt unter dem Gedanken der Aussöhnung unter den Völkern Europas und glaubt an eine gemeinsame und friedliche Zukunft in Europa. Ziel ist es, die freundschaftlich Beziehung zu pflegen und insbesondere den Kontakt unter den Einwohnern der Städte zu fördern. Dem Verein ist besonders die menschliche Partnerschaft wichtig und nicht die institutionelle. Um diese Ziele zu erreichen, koordiniert der Verein Kulturveranstaltungen und Studienaufenthalte und ermöglicht Begegnungen bei Besuchen in Valognes oder bei Gegenbesuchen in Stolberg. Bei Kochkursen, Weinverkostungen oder Sprachkursen hat man die Möglichkeit, französische Luft zu schnuppern auch ohne zu vereisen. An den Veranstaltungen kann dabei jeder teilnehmen, unabhängig, ob er Mitglied des Vereins ist oder nicht.

„Für sprachliche Verständigung zu sorgen“, ist laut Dr. Stefan Schmitz, eine der zentralen Aufgaben des Vereins. Dadurch, dass der Vorstand Französisch spricht, können sprachliche Barrieren überwunden werden und Freundschaften auf allen Ebenen geschlossen werden. Ob ein gemeinschaftliches Fußballspiel des ASV Valognes gegen den SV Breinig oder eine Radtour des RC Dorff nach Valognes, für Stefan Schmitz steht fest: Eine Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn man sich auch regelmäßig sieht. Deswegen freuen sich schon alle auf die Aktionen in diesem Jahr und besonders auf die Feier zum 30-jährigen Jubiläum im Juni.

An der belgischen Grenze

Auch in Eschweiler legt man viel Wert auf einen deutsch-französischen Austausch. Die Städtepartnerschaft mit Wattrelos besteht bereits seit 1975. Ähnlich wie Faches-Thumesnil liegt auch Wattrelos direkt an der belgischen Grenze in Nordfrankreich. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden Städten: Mit über 150 Vereinen hat das Vereinsleben auch in Wattrelos einen sehr hohen Stellenwert. Insbesondere kulturell hat die Stadt viel zu bieten. Verschiedene Veranstaltungen von Vereinen, ein Museum für Volkskunst der Marktplatz und der Stadtpark bieten zahlreiche Besuchsmöglichkeiten. Diese werden vom Partnerschaftsverein Eschweiler gerne wahrgenommen. Ob zu Karneval, dem Berlouffes-Fest oder zum Weihnachtsmarkt: Die Ausflüge in die Partnerstadt sind immer schnell ausgebucht.

Bei den Besuchen wird aber nicht nur gefeiert, auch politische Themen werden immer wieder diskutiert. Was halten die Anderen vom Brexit? Was sagen die Franzosen über die anhaltenden Proteste gegen Macron? Auch über solche Fragen wird sich bei den gegenseitigen Besuchen ausgetauscht. „Die Völkerverständigung zwischen den Ländern der EU darzustellen und zu pflegen“, darum geht es auch Hartmut Fröhlich, Vorsitzender des Partnerschaftsverein Eschweiler. „Eine Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn sie aus Politik und Öffentlichkeit unterstützt wird“, betont Hartmut Fröhlich. Nur wenn die Leute auch Interesse an einem Austausch und an der anderen Kultur haben, kann eine Freundschaft langfristig bestehen. Der deutsch-französische Tag macht darauf noch einmal aufmerksam: auf die Freundschaft, die Gemeinsamkeiten aber auch auf die Unterschiede. Er weckt das Interesse an der anderen Kultur und spornt einen an, einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen

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