Empfang im Rathaus am 22.01.2019

Freundschaft zu Frankreich feiern

Anlässlich der Unterzeichnung des Aachener Vertrages lädt die Stadt heute zu ungezwungenem Austausch ein

Von Caroline Niehus

Stolberg Wenn heute in Aachen das große Treffen von Angela Merkel und Emmanuel Macron stattfindet, feiert auch die Stadt Stolberg die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages mit einem Empfang. Als europaaktive Kommune lädt sie Bürger und Interessierte ins alte Rathaus ein, um die deutsch-französische Freundschaft im ungezwungenen Rahmen zu zelebrieren.

„Wir haben diesen Empfang bewusst als Gegenentwurf zum großen Pomp in Aachen gestaltet“, erklärt Robert Walz, Pressesprecher der Stadt Stolberg. Jeder habe Gelegenheit, an diesem Abend teilzunehmen und sich in ungezwungener Atmosphäre über Frankreich und Europa auszutauschen. „Das Fundament ist, dass Europa hier im Kleinen stattfindet“, betont Walz.

Dazu haben sich auch die Partnerschaftskomitees der beiden französischen Partnerstädte Faches-Thumesnil und Valognes etwas einfallen lassen. Große Reden werden allerdings nicht geschwungen, vielmehr steht das Gespräch mit den Besuchern im Vordergrund. „In kleinem Rahmen kann man sich so unterhalten und neue Kontakte knüpfen“, erklärt Walz. Die Besucher erwarten französische Musik und kulinarische Spezialitäten. Man habe sich jedoch gegen Live-Musik entschieden, um der Veranstaltung nicht den typischen Frontal-Charakter zu verleihen. Für das leibliche Wohl sorgt die „Bodega“, die vom Franzosen Alexandre Moreau betrieben wird. „Sie ist das greifbarste Stück Frankreich in Stolberg“, freut sich Walz.

Europäischen Gedanken leben

Abgesehen davon werden auch die Partnerschaftskomitees im alten Rathaus vertreten sein. „Es werden fast alle von uns kommen, außerdem sind auch Abordnungen unserer Unterstützer vor Ort“, berichtet Gisela Kopp, Vorsitzende des Komitees Faches-Thumesnil. Dazu zählen die Mönsterböscher Jonge sowie die Gaststätte „Prosecco zur Tenne“. „Es war alles sehr kurzfristig und für uns auch ganz überraschend, wir sind immer bereit“, erklärt Kopp. Erst Mitte vergangener Woche habe Robert Walz sie über die Pläne des Empfangs informiert.

Besonders Menschen, die bisher noch nicht mit den Partnerschaften in Berührung gekommen sind, wolle sie erreichen. Die Bedeutung von Europa werde gerade vielen jungen Leuten bewusst, wenn sie ohne Probleme und Kontrollen durch verschiedene Länder reisen können. „Das ist das Wunderbare an Europa und wir wollen da keine Rückschritte machen“, sagt sie.

Diese Meinung vertritt auch Stefan Schmitz, Vorsitzender des Komitees Valognes. „Die Veranstaltung ist eine sehr gute Sache, denn sie ist für die gedacht, die sich vor Ort engagieren“, sagt er. In Aachen habe man als Stolberger Komitee keine Chance gehabt, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Ins alte Rathaus bringen die Mitglieder des Vereins Broschüren und Infomaterial mit, damit die Besucher sich über die Stadt erkundigen können. „Das Material kam gerade noch rechtzeitig an, aber durch unseren sehr engen Kontakt mit den Verantwortlichen vor Ort hat das auch so kurzfristig geklappt“, freut sich Schmitz.

Besonders im Fokus steht am Dienstag wohl die Fahrt des Komitees nach Valognes. Vom 20. bis zum 23. Juni geht es für das lange Wochenende über Fronleichnam in die in die Stadt „am letzten Zipfel der Normandie“, wie Schmitz erklärt. Dort wird dann eine Feier anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung Valognes abgehalten. „Das ist für die Allgemeinheit wirklich etwas Besonderes, dass wir dazu eingeladen sind“, betont Schmitz.

Robert Walz lobt die Verbundenheit zu den französischen Städten als „zwei wirklich sehr gesunde Partnerschaften“. Es sei gut und wichtig, dass Deutschland und Frankreich mit dem Aachener Vertrag ein klares Zeichen in diesen aufgeregten Zeiten setzen. Aber: „Es ist nicht damit getan, sich zu treffen und einen Vertrag zu unterzeichnen. Diese Freundschaft muss auch gelebt werden.“

Das passiere eben in kleinen Orten wie Stolberg, die dokumentieren, dass viele Bürger ein tiefes Bedürfnis haben, dieses Anliegen zu unterstützen. Er hofft, dass ein Zeichen von Stolberg ausgeht, „dass Europa noch auf große Resonanz trifft“.

Info

Der Empfang im alten Rathaus ist für alle offen

Heute ab 19 Uhr lädt die Stadt Stolberg zu einem ungezwungenen Treffen ins Foyer des alten Rathauses ein. Anlass ist die Unterzeichnung des Aachener Vertrages von Angela Merkel und Emmanuel Macron. Bei französischer Musik und kulinarischen Spezialitäten können sich die Besucher über Frankreich und Europa austauschen.

Nicht nur die Partnerschaftskomitees sind vor Ort, auch das Stadtarchiv steht für Fragen zur Verfügung. Die stellvertretende Bürgermeisterin Karina Wahlen und der Erste Beigeordnete Robert Voigtsberger werden einige Grußworte an die Besucher richten, sonst steht die Veranstaltung ganz im Zeichen des ungezwungenen Austausches.

https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/#/read/an-b2/20190122?page=12&article=46394725

Besucher stoßen auf Freundschaft an

Empfang im Foyer des alten Rathauses anlässlich der Unterzeichnung des Aachener Vertrages ist voller Erfolg

Von Caroline Niehus

Stolberg Bei gutem Wein und französischer Musik in Gespräche vertieft den Abend genießen: So könnte man den Empfang im Foyer des alten Rathauses beschreiben, der anlässlich der Unterzeichnung des Aachener Vertrages organisiert wurde. Über 100 Besucher feierten die deutsch-französische Freundschaft gemeinsam, unter ihnen Politiker und Mitglieder der Partnerschaftskomitees, aber auch gebürtige Franzosen, die mittlerweile in Stolberg leben.

Die stellvertretende Bürgermeistern der Stadt, Karina Wahlen, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste. Robert Voigtsberger, Erster Beigeordneter, machte anschließend auf die Bedeutung der engen Verbundenheit beider Länder aufmerksam. Er freute sich über ein „Bekenntnis zu ihrer gemeinsamen Zukunft“ und ein deutliches Zeichen für Europa, für den Frieden und für die Freiheit.

Der ungezwungene Austausch im alten Rathaus, das mit Deutschland-, Frankreich- und Europafahnen geschmückt war, setze ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung der Freundschaft über die großen politischen Gipfel hinaus. „Diesen wichtigen Tag wollten wir deshalb im Kleinen mit den Menschen vor Ort feiern, um die Relevanz auch von unserer Seite aus zu bezeugen“, betonte Voigtsberger. Unter den Gästen befanden sich auch der Franzose Alexandre Moreau, der für die kulinarischen Spezialitäten sorgte, und der Europaabgeordnete Arndt Kohn, der in Anspielung auf den französischen Präsidenten Macrönchen beisteuerte.

  Dass so viele Leute der Einladung gefolgt waren, bestätigte ihn und die stellvertretende Bürgermeisterin Karina Wahlen. „Rechnen konnte man damit nicht, aber umso glücklicher sind wir, weil es zeigt, dass wir mit dieser Idee richtig lagen“, sagte Voigtsberger. Wahlen machte ausdrücklich auch die Partnerschaftskomitees für den Erfolg mit verantwortlich: „Die Partnerschaften zeichnet aus, dass man Seite an Seite steht und gemeinsam in die Zukunft geht.“ Wichtig sei dabei vor allem, die Jugend zu sensibilisieren, in den Komitees aktiv zu werden. „Wir müssen ihnen klar machen, dass das, was wir heute haben, nicht selbstverständlich ist“, unterstrich Voigtsberger.

Stolberg in französischer Zeit

Um die Geschichte der beiden Länder greifbarer zu machen, war auch Christian Altena vor Ort. Der Stadtarchivar präsentierte unter anderem Zeugnisse aus der französischen Zeit Stolbergs. Ein Personenstandsregister aus dem Jahre 1800 in Originalzustand und in französischer Sprache war ein besonderer Blickfang. „Unsere Verwaltung fußt im Wesentlichen auf der von Franzosen eingeführten Verwaltung“, erklärte Altena. Auch Akten, Urkunden und Geschenke, die aus den Städtepartnerschaften hervorgegangen sind, verbergen sich in den Räumen unter dem Foyer.

Ereignisse wie dieses sind für Altena eine schöne Möglichkeit, seine Arbeit zu präsentieren. „Es ist immer meine Maxime, dass es ein Archiv zum Anfassen ist“, sagte er. Dieser französische Empfang sei eine gute Gelegenheit, die Breite des Archivs zu präsentieren. Ob auch der Aachener Vertrag in die Geschichtsbücher eingeht? „Das ist ein ganz großartiger Tag und ich hoffe, dass er sich als Meilenstein entwickelt“, stellt Altena fest. Die Besiegelung der Freundschaft sei die richtige Sache zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Dass so viele Besucher im alten Rathaus erscheinen, hatte Altena erwartet: „Ich schätze die Stolberger so ein, dass sie da große Lust drauf haben.“

Etwas überraschend fand Stefan Schmitz den Zulauf – vor allem bei dem verschneiten Wetter. Der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Valognes war bereits zum Schulaustausch in Frankreich und hat während seines Studiums ein Semester in Grenoble verbracht. „Seither habe ich den Kontakt zu Frankreich immer gehalten“, erzählt Schmitz. Der Aachener Vertrag habe eine besondere Bedeutung und tue vor allem symbolisch gut. „Meine Eltern sind die Generation des Élysée-Vertrages“, berichtet er. Der Aachener Vertrag könne ebenfalls über Jahre hinaus wirken und den 23. Januar möglicherweise als regelmäßigen „Feiertag“ etablieren.

Auch Gisela Kopp, Vorsitzende des Komitees Faches-Thumesnil, ist begeistert von der neuerlichen Bekundung der Freundschaft. Mit der Partnerstadt verbinde die Stolberger nach wie vor ein reger Austausch. „Es sind viele Freundschaften entstanden, das ist ja der Sinn der Sache“, erzählt sie glücklich. In 30 Jahren habe man schon viele tolle Dinge gemeinsam erlebt. Die Unterzeichnung des Aachener Vertrages durch Merkel und Macron dürfte Deutsche und Franzosen nun noch näher zusammenbringen.

https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/#/read/an-b2/20190125?page=14&article=46529953

Aus dem Stadtarchiv Stolberg mit freundlicher Genehmigung durch Christian Altena.