Deutsch-französische Jubiläen ohne Feiern
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Die Partnerschaftsvereine in Eschweiler und Stolberg bekommen in diesem Jahr wahrscheinlich keinen Besuch aus Frankreich
Von Merve Polat
Eschweiler/Stolberg Der Deutsch-Französische Tag an diesem Freitag feiert das Bestehen des Elysée-Vertrags und die langjährige Freundschaft zwischen beiden Ländern. Gefeiert hätten die Partnerschaftsvereine in Eschweiler und Stolberg ihre zwei Jubiläen auch gern. In Eschweiler sollte das 25-jährige Bestehen der Freundschaft zu Wattrelos mit einem Begegnungswochenende begangen werden: „Eigentlich sollte vom 3. bis zum 6. Juni eine jeweils 30-köpfige Delegation aus dem französischen Wattrelos, dem englischen Reigate & Banstead und dem deutschen Sulzbach-Rosenberg anreisen“, sagt Hartmut Fröhlich, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Eschweiler.
Der Plan war, an dem Donnerstag ein Abendessen zu veranstalten, den Freunden am Freitag die umliegenden Städte wie Aachen zu zeigen und in den Samstag mit einem Empfang im Rathaus zu starten. „Die Veranstaltung ‚Musik verbindet‘ am Samstagabend im Rathaus-Foyer sollte mit einem Buffet und französischen sowie englischen Künstlern für alle Bürger offen sein“, berichtet Fröhlich. Wegen der Coronavirus-Pandemie habe er aber noch keine offizielle Einladung ausgesprochen. „Die Chancen stehen schlecht“, stellt der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins fest. Denn selbst wenn sich die Lage in Deutschland bis dahin bessere, komme es ja schließlich auch auf die Situation in den Partnerstädten an. Da bleibe einem nur eines: „Hoffen, dass Corona uns nicht langfristig schädigt und der Austausch wieder anlaufen kann – kein Verein ist auf so eine Pandemie vorbereitet.“
Auch wenn die Vereinsarbeit zurzeit zum Erliegen gekommen ist und nach Angaben von Fröhlich alle nur sehnsüchtig darauf warten, sich wieder treffen zu können, besteht der Kontakt weiterhin – und zwar telefonisch. Das jedoch könne den persönlichen Kontakt nicht ersetzen: Normalerweise wären die Freunde aus Frankreich und England nämlich wie im vergangenen Jahr zum Eschweiler Karneval angereist – da haben sie sich das letzte Mal gesehen. Und auch im französischen Wattrelos wird Karneval gefeiert: am Wochenende vor Ostern.
Wehmütig ist auch Stefan Schmitz: „Wir hätten im vergangenen Jahr 30 Jahre Städtepartnerschaft gefeiert, und eigentlich wollten 50 unserer französischen Freunde zur Veranstaltung ‚Stolberg Goes …‘ kommen“, berichtet der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Stolberg-Valognes. Zu diesen hätten sich auch Freunde aus Faches-Thumesnil gesellt, ergänzt Gisela Kopp, die den seit 32 Jahren bestehenden Freundeskreis Faches-Thumesnil in Stolberg leitet. „Stattdessen begehen wir den Deutsch-Französischen Tag heute lediglich mit Gedanken und Erinnerungen an unsere Freunde“, berichtet Kopp. Den Kontakt hält der Freundeskreis trotzdem aufrecht und nimmt sogar als Zuschauer am Samstag, 23. Januar, am Neujahrsempfang der Stadt Faches-Thumesnil im Rathaus teil – virtuell natürlich.
„Obwohl Valognes ein relativ ländlicher Bereich mit viel Platz und einer anderen Situation als das dicht besiedelte Paris ist, gilt für die Provinz auch die Ausgangssperre, was einige als ungerecht empfinden.“
Stefan Schmitz, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees
Stolberg-Valognes
Auf diese Möglichkeiten greifen auch Stefan Schmitz und das Partnerschaftskomitee Stolberg-Valognes zurück: „Wir hatten schon mehrfach virtuelle Vorstandssitzungen mit meinem Pendant in Frankreich, Jean-Marie Mutte“, berichtet der Vorsitzende Schmitz. Wer aber einmal erfahren habe, wie herzlich und gesellig die Franzosen bei Treffen sind, wisse, dass das den persönlichen Kontakt nicht ersetzen kann.
Der nächste Termin für die Mitglieder des Partnerschaftskomitees soll Ende Mai stattfinden – wenn es die Pandemielage zulässt: „Wir planen eine Vortragsveranstaltung über die Franzosenzeit von 1794 bis 1814“, sagt Schmitz und meint die Jahre, in denen Stolberg von den Franzosen besetzt war.
Bei den virtuellen Treffen mit Jean-Marie Mutte erzähle der Franzose auch von den Corona-Zuständen in seinem Land, berichtet Stefan Schmitz. Die Freunde in Frankreich hätte es mit der landesweit geltenden Ausgangssperre härter getroffen, denn: „Obwohl Valognes ein relativ ländlicher Bereich mit viel Platz und einer anderen Situation als das dicht besiedelte Paris ist, gilt für die Provinz auch die Ausgangssperre, was einige als ungerecht empfinden“, sagt der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Stolberg-Valognes. Was das Virus für die Partnervereine bedeutet, habe sein französischer Freund auf den Punkt gebracht: „Jean-Marie Mutte sagte mal zu mir: Das erste pandemiebedingte Todesopfer war die convivialité – das Miteinander.“